Nach der Wiedereröffnung:
Treue Kunden helfen den lokalen Geschäften – Stimmung trotzdem verhalten
Seit gut vier Wochen haben die Geschäfte wieder für die Kunden geöffnet. Da die Zwangspause aufgrund der Corona-Krise für viele eine Herausforderung darstellte, war die Freude über die Wiedereröffnung groß. Die PNP hat nachgefragt, wie es den Geschäften in Pfarrkirchen seit dem Neustart ergangen ist. „Durchwachsen“, beschreibt Stephanie Schlagmann, Vorsitzende des Wirtschaftsforums Pfarrkirchen, die Lage. „Keiner ist bei den Umsätzen von vorher, aber zum Großteil sind alle zufrieden.“ Man freue sich, dass viele Kunden den Geschäften treu geblieben sind und lokal einkaufen. „Die Pfarrkirchner halten zusammen.“ Die weitere Entwicklung sei nur schwer abzuschätzen. „Noch gibt es Kurzarbeit und die Menschen müssen auf ihr Geld schauen“, so Schlagmann. Was die Einhaltung des Hygienekonzepts betreffe, sind ihr keine Beanstandungen bekannt. „Die Kunden und die Betriebe sind gut vorbereitet. Alle machen mit.“ Die Geschäftsinhaber bestätigen die gute Kooperation der Leute bezüglich der Abstands- und Mundschutzregelungen und loben die Bereitschaft sowie das Verständnis ihrer Kunden. Nur vereinzelt gebe es immer wieder „Unverbesserliche“, die glauben, sich nicht an die Maßnahmen halten zu müssen. Bisher wurde aber immer eine Lösung gefunden. Froh, überhaupt wieder geöffnet zu haben, ist Herbert Stegmüller, Geschäftsführer des Modegeschäfts Jim: „Es ist nicht so wie früher, aber besser als wir dachten.“ Allerdings bemängelte er die Maskenpflicht für das Personal: „Selbst wenn kein Kunde im Laden ist, müssen sie die Maske aufbehalten. Das ist sehr anstrengend.“ Auch Roman Pollozek freut sich, sein Modehaus wieder geöffnet zu haben. „Es ist immer besser, die Fäden selbst in der Hand zu haben“, sagt er. Man merke aber vor allem die fehlenden Kunden aus Österreich. „Es läuft nicht wie vorher, aber immerhin läuft etwas“, betont Pollozek. Aktuell arbeiten alle Angestellten im Schichtbetrieb, eingeteilt in verschiedene Teams, damit sich diese nicht begegnen. „Im Falle einer Infektion kann diese schnell lokalisiert und eingedämmt werden kann“, erklärt Pollozek. Johann Schmidbauer, Geschäftsführer des Schmuckgeschäfts Zirkler freut sich über seine treue Kundschaft. „Es läuft wieder, aber man muss sich nun mal anpassen.“ Wie es der lokalen Wirtschaft geht, habe der Kunde in der Hand, meint er. Er sei aber mit der momentanen Lage zufrieden. „Ungewohnt war die Maskenpflicht zu Beginn, aber die Maßnahmen waren richtig“, so Schmidbauer. „Die zwei Monate fehlen und die kann man auch nicht mehr aufholen“, sagt Marion Meier, Inhaberin der ModeboutiqueFriends. Trotz der Öffnung ist das Geschäft verhalten. „Viele sind glücklich, dass sie wieder rauskönnen“, erzählt sie. „Ich freue mich, dass Kunden da sind, wenn aber das Wetter beispielsweise schlecht ist, merkt man sofort, dass weniger Leute unterwegs sind.“ Meier steht aktuell alleine in ihrem Laden. „Von einer Mitarbeiterin musste ich mich schweren Herzens trennen. Kurzarbeit hätte sich nicht gelohnt. Man muss Kosten sparen“, sagt Meier. Positiv äußert sich Sebastian Seibold, Geschäftsführer der Buchhandlung Böhm. „Es läuft alles gut und in geregelten Bahnen. Wir sind fast wieder auf Normalbetrieb.“ Da es viele Leute kaum erwarten können, den Mundschutz wieder abzunehmen, verkürze sich aber die Verweildauer im Laden, so Seibold. Trotzdem ist er zufrieden und glücklich über die Treue seiner Kunden: „Wir sind ihnen sehr dankbar.“ Positiv überrascht ist Max Kroneck, Inhaber des Eisen- und Haushaltwarenladens Sextl Georg: „Es läuft sehr gut, besser als letztes Jahr um diese Zeit.“ Aber die zwei Monate Stillstand könne man dennoch nicht einholen, so Kroneck. Ebenfalls sehr erfreut äußert sich Richard Hausruckinger, Inhaber des gleichnamigen Geschäfts für Nähartikel. „Sie haben uns regelrecht überrannt. Anscheinend sind Nähmaschinen die neue Medizin gegen Corona“, meint er lachend. Doch nicht nur bei ihm läuft der Laden. „Die Nähmaschinenbranche erlebt zur Zeit einen richtigen Boom“, so Hausruckinger. „Wir haben auch einen Reparaturservice, der in der Zeit der Schließung aufrecht erhalten blieb und so gefragt war, dass ich sogar die Annahme stoppen musste“, erzählt er. Etwas gedrückt ist die Stimmung von Claudia Birnberger, Inhaberin des gleichnamigen Schreibwarengeschäfts. „Es läuft und ich bin zufrieden, aber es könnte mehr los sein.“ Vom Normalumsatz ist sie weit entfernt, es fehle einfach an der Kundenfrequenz. Sie hoffe daher, dass, wenn die Cafés jetzt innen geöffnet haben und wieder mehr Schüler unterwegs sind, auch mehr Kundschaft zu ihr kommt. „Es wird sich fangen, hoffe ich“, so Birnberger. Optimistisch gestimmt ist Bernd Weber, Geschäftsführer von Weko und Schleudermaxx Linden. „Die Umsätze sind überdurchschnittlich gut. Wir vermuten, das sich durch die lange Schließung der Bedarf angehäuft hat. Wie es weitergeht, wenn der Nachholbedarf gedeckt ist, wird man sehen“, so Weber. Die Frequenz der Kunden sei allerdings zurückhaltend. „Tendenziell kommen die Kunden mit einer konkreten Kaufabsicht. Bummler haben wir aktuell weniger“, sagt er. Das Restaurant werde aber erst einmal noch nicht öffnen. „Derzeit würde sich eine Öffnung nicht lohnen. Wir überlegen aber, zu Beginn der Ferien zu starten.“ Das Bistro im Erdgeschoss laufe schon sehr gut, meint Weber. Wie angespannt die Lage für den Einzelhandel immer noch ist, betont Rüdiger Herrmann, Prokurist und Sales Director von K&L. „Die Politik stellt das alles so locker dar, ist es aber nicht. Alle kämpfen,“ meint er. Der Betrieb in den K&L-Filialen werde erst langsam hochgefahren. „Im Vergleich mit den Zahlen vom Vorjahr sind sehr wenige Personen unterwegs“, erklärt er. Dies spüre man besonders in Pfarrkirchen, wo das Fehlen der österreichischen Kunden zu Buche schlägt. „Im Gegensatz zu anderen Filialen sieht man, dass Pfarrkirchen deshalb dramatisch hinterher hängt.“ Aber hinsichtlich der baldigen Grenzöffnung und der Lockerungen für die Cafés hoffe man, dass wieder normales Leben einkehrt und damit auch der Umsatz wieder komme, gibt sich Herrmann zuversichtlich. „Überraschend gut“ läuft das Geschäft für Matthias Theiner, Inhaber von expert Theiner. „Es ist nicht der große Run, aber es ist immer etwas los.“ Die Umsatzverluste durch die Schließung konnte man bisher nicht aufholen, jedoch befände man sich auf dem richtigen Weg, so Theiner. „Es ist rundum eine zufriedenstellende und schöne Sache“, meint er. Besonders erfreulich sei es, dass die Kunden lokale Betriebe unterstützen. „Wir haben auch viele, die mit Neuanschaffungen extra darauf gewartet haben, bis wir wieder öffnen konnten.“ Für die Zukunft hoffe man, dass es so weitergehe und man gute Geschäfte mache. Theiner: „Durch den Mundschutz könne wir nicht jeden Wunsch von den Lippen ablesen, jedoch aber von den Augen.“
Quelle: Passauer Neue Presse (pnp.de)
Autor: Laura Stewart
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